60 Jahre Erfolg mit nachhaltigem Friseurhandwerk
GRATULATION - Der Salon Peter Gress ist Mitglied der Wertegemeinschaft "Der faire Salon"
Fehlender Nachwuchs und Fachkräftemangel, Preisdumping durch Billigangebote und Farbpfusch im Laden um die Ecke: Die Friseurbranche hat nicht erst seit gestern mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Aus der Tradition gewachsene Betriebe sind längst zur Seltenheit geworden – so wie das Unternehmen Gress Friseure Esslingen. Seit nunmehr 60 Jahren ist der Salon etabliert, die vierte Generation der Familie inzwischen im Alltag integriert. Doch wie gelingt eine so nachhaltig erfolgreiche Friseurgeschichte?
Es ist die Zeit von Minirock und Twiggy, der Mondlandung und Woodstock, den Beatles und der Rolling Stones: Als 1960 der Salon Gress gegründet wird, gibt es gesellschaftlich so manchen radikalen Umsturz. Eröffnet wird das Geschäft von Bernd Gress. „Als vierjähriger Hosenscheißer erholte ich mich von der Anstrengung des Dreiradfahrens auf dem Schoß der Kunden“, erinnert sich Peter Gress, aktueller Geschäftsführer, an die Anfänge des Unternehmens. „Einigen davon mache ich bis heute die Haare. Manche sind weit in den Achtzigern, andere schon über neunzig Jahre alt.“
Doch die Tradition der Friseurfamilie reicht sogar noch weiter zurück: Karl Gress (Jahrgang 1897) hatte in den 1920er-Jahren einen klassischen Herrensalon eröffnet, den er nach seiner Rückkehr aus der russischen Kriegsgefangenschaft weiter betrieb. Sein bevorzugtes Metier war die kunstvolle Rasur – Schaumpinsel und hohl geschliffenes Rasiermesser dürften dabei nicht fehlen. „Hatte er genügend Honoratioren rasiert und gesalbt, raubte ihm seine Leidenschaft für das Kartenspiel einen Teil der Tageseinnahmen – sehr zum Leidwesen der Familie“, erzählt Peter Gress über seinen Großvater.
Talent, Ehrgeiz und unbedingter Erfolgswille
Dessen Sohn Bernd stieg nach der Friseurlehre in den väterlichen Friseurbetrieb ein. Der Herr über inzwischen 27 Bedienungsplätze machte schnell von sich reden. Sein Talent, Ehrgeiz und unbedingter Erfolgswille machten ihn erst zum Deutschen Meister und 1964 zum Weltmeister der Friseure. Lange Schlangen vor dem Salon kündeten vom sagenhaften Erfolg des 28-jährigen, äußerst kreativen Friseurs.
Aktuell ist die gesamte Familie im Betrieb eingespannt: Die Geschwister Bettina und Peter Gress leiten das Unternehmen, kümmern sich um die Abläufe im Salon und um die Belange der 16 Mitarbeiter. Ellen Harriman bereitet sich auf die nächste Generationenübernahme vor, Susanne Gress leitet das Perücken Kompetenzzentrum. „Seit 60 Jahren hat sich viel verändert, aber eines ist gleich geblieben: Wir arbeiten mit und an Menschen, die wir glücklich machen wollen“, sagt Peter Gress. Bei gesunden Kunden geht es um Haarschnitte, Farben und Styles, doch auch Chemo- und Alopeziepatienten gehören zum Klientel.
Auch Chemo- und Alopeziepatienten gehören zum Klientel
Ob Konzept Salon oder Gewinner des LEA Mittelstandspreises für soziale Verantwortung in Baden-Württemberg, ob diverse Auszeichnung als TOP Salon und als bester Friseur-Arbeitgeber, ob Natural Beauty oder ein ganz eigenes Ausbildungskonzept: Gress Friseure hat über sechs Jahrzehnte hinweg nicht nur Friseurgeschichte geschrieben, sondern immer auch unternehmerische Visionen gelebt. Heute bietet der Salon hoch spezialisierte Dienstleistungen wie Mythos Blond, Calligraphy Cut und Haarverdichtung an.
Momentan wird an der weiteren Entwicklung im Rahmen der starken digitalen Transformationen gearbeitet. Peter Gress: „Social Media Marketing und e-Learning sind bei uns im Fachbetrieb schon angekommen. Als nächstes halten wir Ausschau nach der Integration von Augmented Reality Anwendungen im Marketing und bei der Beratung.“ Unter dem Label „Digital Hairdresser“ sind sämtliche digitalen Aktivitäten zusammengefasst. „Das ist nichts für Smartphoneverweigerer, Rückwärtsblicker, Vergangenheitskuschler, Bedenkenträger, radikale Datenschützer und Mauerkämpfer. Unsere Strategie ist immer in die Zukunft gerichtet – erst recht nach 60 Jahren.“