NRZ - Bericht über Missstände

Dubiose Geschäftsmodelle und Ausnahmeregelungen


Friseur Rene Krombholz prangert „dubiose Geschäftsmodelle und Ausnahmeregelungen“ in seinem Handwerk an und nimmt die Politik in die Pflicht.

Eigentlich habe der Friseurberuf eine richtig gute Zukunft. Und eigentlich könne die gesamte Branche von der gesellschaftlichen Entwicklung hin zu Wellness und einem individuellem Aussehen, das sich viele Menschen wünschen, nur profitieren. Wenn eben dieses Wort eigentlich nicht wäre.

Das ist die Auffassung von Rene Krombholz, Düsseldorfer Friseur und Begründer der Wertegemeinschaft „Der faire Salon“, die jetzt ihren zehnten Geburtstag feiert. Aktuell habe die Branche, die ihm so am Herzen liegt, mit einigen Problemen zu kämpfen, denn „faire Wettbewerbsbedingungen haben wir im Moment nicht“.

Kleinstunternehmen zahlen keine Umsatzsteuer

„Dubiose Geschäftsmodelle und Ausnahmeregelungen“ machten dem Handwerk zu schaffen und lassen bei Krombholz, der auch im Vorstand der Friseurinnung in Düsseldorf ist, nur einen Schluss zu: „Der Ehrliche ist der Dumme.“

Konkret meint Krombholz damit zum einen das Geschäftsmodell der Kleinstunternehmen. Wer in seiner Steuererklärung angibt, nicht mehr als 17.500 Euro im Jahr als Umsatz zu erzielen (das entspricht rund 1450 Euro im Monat), ist von der Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent befreit. Kontrolle vonseiten des Staates? Fehlanzeige, sagt Krombholz und erklärt: „Auf meine Anfrage, die ich 2014 an das Bundesfinanzministerium gestellt habe, bekam ich die Antwort, dass sich Prüfer aus Kostengründen nicht lohnen würden.“

 
Negativbeispiel in der Düsseldorfer City

Dabei sei Kontrolle so wichtig. Denn Krombholz ist sich sicher: Es läuft was falsch. Alleine in NRW machen rund 30 Prozent aller Friseurbetriebe von dieser Regelung Gebrauch. „Wir reden hier von einem Monatsumsatz von rund 1450 Euro. Als Angestellter, der Mindestlohn bezieht, verdient man mehr“, unterstreicht Krombholz seine Zweifel.

Manche Betriebe seien dagegen gar nicht erst als Gewerbe eingetragen. „In den letzten Wochen gab es in der Düsseldorfer City einen Salon, der bei Damen und Herren Preise von acht Euro aufrief und sonntags geöffnet hatte. Der hatte kein Gewerbe angemeldet, hat alles schwarz gemacht. Der bekommt jetzt Besuch vom Zoll.“ Das sei ein „nicht seltenes“ Negativbeispiel.

Dass es häufig zu solchen Situationen komme, sei allerdings nicht immer krimineller Energie, sondern meistens Unwissenheit geschuldet, ist sich der Bilker Krombholz sicher. Denn in der Lehre werden kaufmännische Kenntnisse erst im Meister vermittelt. Und wer sich direkt mit seinem Meister selbstständig macht, verfüge nicht zwangsläufig über die nötige Berufserfahrung, um ein Unternehmen seriös zu führen.

Es gebe „zu viele“ Friseurbetriebe

Deshalb wünscht sich Krombholz Investitionen in die Bildung. „Im Friseurhandwerk gibt es hohe Durchfallquoten in der Gesellenprüfung, weil das Lehrpersonal fehlt.“ Und im Hinblick auf die Kleinstunternehmen müsse mehr Kontrolle her. „Wir haben durch die aktuelle Situation allein in Düsseldorf 650 Friseurbetriebe. Das sind definitiv zu viele. Die müssen alle mit den Preisen unten bleiben.“

Ändert sich nichts, sei kein Geld für eine bessere Entwicklung da. Dann gebe es in ein paar Jahren viel zu wenig Friseure, die aufgrund des Mangels alle viel verdienen. Folge: „teure Preise oder aber Discounter ohne Qualität“. Dabei ist Krombholz sicher: Qualität und gute Beratung habe zwar ihren Preis, aber die Menschen seien grundsätzlich bereit, dafür zu bezahlen.

 

 

 

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