Der kleine aber feine Unterschied
Um Unterschiede beim Friseurbesuch deutlich werden zu lassen, haben wir diesen Beitrag für die Presse publiziert....
Friseur oder Fast-Friseur?
Genau wie Fast-Food / Fast Fashion gibt es auch Fast-Friseure….
Kunden sehen in erster Linie eines: den Preis!
Ganz besonders im Friseurhandwerk gibt es zwischen den Marktteilnehmern eklatante Unterschiede - von denen Kunden nichts wissen.
In dieser Branche herrscht ein harter Verdrängungswettbewerb, gelockt wird meist mit niedrigen Preisen, nicht immer zum Vorteil der Kunden.
Jede Arbeit hat Ihren Preis.
Im Handel werden auf einen Einkaufs-, oder Herstellungspreis bis zu 400% Gewinnspanne aufgeschlagen.
Im Handwerk werden alle entstehenden Kosten zusammengerechnet und durch die verfügbare Öffnungszeit geteilt.
So werden die Kosten pro Stunde ermittelt.
Plus einen Gewinnanteil ergibt das – zeitabhängig – den Preis für die Dienstleistung.
Im Durchschnitt kalkuliert das Friseurhandwerk mit Stundensätzen von ca. 70,- € - zumindest, wenn faire Löhne im Spiel sind und alle Steuern und Abgaben entrichtet werden.
Wenn hier etwas billiger werden soll, funktioniert das nur durch
Optimierung der Auslastung und Arbeitsabläufe
Umsatz ergibt sich aus dem Faktor Menge mal Preis!
FRISEURDISCOUNTER sind meistens FAST Friseure ( Fast = schnell )
- Leistung auf den Grundnutzen reduziert – Haare kürzen, fertig!
- Keine feste Zielgruppe = Ziel ist einzig der Umsatz
- Ergebnisorientiert – schneller Umsatz, Kosten sparen, kein Service
- Selten spezielle Dienstleistungen wie Welle, hochstecken usw
- Kein Treueverhalten von Kunden erwartet – wer kommt der kommt.
- Kunden müssen je nach Preissegment gewisse Mängel tolerieren
Es ist ein anderes, meist abgespecktes, Angebot.
Vielfach wird in diesem Preissegment auf Service und Beratungszeit verzichtet, in der zur Verfügung stehenden Zeit müssen deutlich mehr Kunden behandelt werden, was durchaus Einfluss auf die Qualität hat.
Auch an- oder ungelernte Arbeitskräfte werden in manchen Discountketten zur Kundenbehandlung eingesetzt.
Herkömmliches Friseurunternehmen dürfen nur betrieben werden, wenn ein/e Meister/in im Salon tätig ist. Friseur-Discountern platzieren oft mehrere Discountmarken in unmittelbarer Nachbarschaft (zB in Shopping Centern) und kommen so- vollkommen legal – mit 1 Meisterkraft aus. So werden Kosten gespart.
KLEINSTUNTERNEHMEN
Sie verzeichnen einen Jahresumsatz von WENIGER als 22.000, - €uro im JAHR und sind aus diesem Grund von der Mehrwertsteuer befreit, sparen somit 19% der Kosten und nutzen dieses preisaktiv.
Das bedeutet einen Umsatz im Monat von weniger als 1.833,- €uro oder bei 22 Arbeitstagen von weniger als 84,- €uro pro Tag. Ausschlaggebend ist die Meldung zur Umsatzsteuer und hierzu stellen sich Fragen.
Der Gewinn / Lohn für den/die Unternehmer/in dürfte sich kaum über eine Summe von brutto 1000,- €uro im Monat hinausbewegen, wie kann man davon dauerhaft seinen Lebensunterhalt bestreiten? Wie sind hier Qualitätssicherung und Weiterbildung möglich?
Fragen, die bisher offen bleiben ...indes ist jedes Dritte Friseurunternehmen in Deutschland dieser Kategorie zuzuordnen. Erkennbar an der fehlenden Umsatzsteuer auf dem Kassenbon, der lt. Finanzministerium bei jedem Besuch mitzugeben ist.
BILLIGFRISEURE / 10 - 12 - 15 €URO FRISEURE
Um mit einem Geschäft zu überleben, müssen die Kosten gedeckt werden, indem ein bestimmter Umsatz erreicht werden muss. Billigsalons haben ähnliche Kosten wie herkömmliche Friseurunternehmen.
Das bedeutet, wenn der Salon 70,- € Kosten pro Stunde decken muss, gibt es mehrere Möglichkeiten diese Kosten zu decken. Dazu braucht es
7 Kunden die jeweils 10,- €uro bezahlen oder 3,5 Kunden mit jeweils 20,- €uro.
Bei einem Preis von 20,- € stehen pro Behandlung also lediglich 17 Minuten Behandlungszeit zur Verfügung.
Je preiswerter eine Dienstleistung angeboten wird, je mehr Kunden sind nötig, um die Kosten zu decken. Und genau hier wird es problematisch, weil auch Billiganbieter dem Verdrängungswettbewerb unterliegen und nicht immer die erforderlichen Umsätze erreichen. Was bedeutet, dass weitere Einsparungen vorgenommen werden müssen…..
So ist es nicht verwunderlich, dass fast ausschließlich Billiganbieter bei Razzien der Finanzkontrolle Schwarzarbeit auffallen. Stundenlöhne bis hin zu 1.50 €uro, schwarz angestellte Mitarbeiter, teils mit Touristenvisum eingereist, zum Teil auch ungelernt, so lassen sich Kosten sparen und Preise niedrig halten!
BARBER und BARBERSHOPS
es gibt hochwertige Barbershops mit erstklassiger Arbeit - eine Bereicherung für die Männerwelt und für das Friseurhandwerk.
Die Mehrzahl der Barber arbeitet mit Ausnahmebewilligungen für Teilbereiche. Die meisten dürften eigentlich nur rasieren und Bärte schneiden.
Haareschneiden ist ihnen nicht erlaubt, sie haben den beruflichen Status wie "Angelernte" - Sie tun es verbotenerweise trotzdem.
Wie diese Betriebe wirtschaftlich überleben, ist deren Geheimnis.
Was darf ein Haarschnitt kosten?
Eine Frage, die oft gestellt wird und wie folgt beantwortet werden kann:
JEDE Dienstleistung im Friseurhandwerk wird nach Zeitaufwand kalkuliert.
Der notwendige Stundensatz liegt heute bei 65,- bis 70,- €uro.
Hierin ist alles enthalten, was zu einem guten und professionellen Haarschnitt notwendig ist: ausreichend Zeit für Beratung und Behandlung, Fachkompetenz durch Weiterbildung, qualitativ gute Produkte, Service, ehrlich gezahlte Löhne und Abgaben.
Fazit:
Kunden sollen selber entscheiden, wo sie sich behandeln lassen – aber sie müssen auch über die Hintergründe aufgeklärt sein.
Deshalb gibt es die Initiative „der faire Salon“
In dieser Wertegemeinschaft haben sich über 200 Friseur-Unternehmen aus ganz Deutschland vereint.
Unter dem Motto „zurück zum ehrbaren Handwerk“ leben sie eine werteorientierte Unternehmenskultur, um die Werte dieses alten Handwerks mit der modernen Denkweise der Nachhaltigkeit zu vereinen.
Kunden finden hier Salons in denen ein ehrbares Handwerk praktiziert wird und können auf der zugehörigen Internetplattform weitere Informationen sammeln und auch, nach Eingabe der Postleitzahl, einen fairen Salon in ihrer Nähe finden.