Recht durchsetzen oder gewinnen?

Leitlinien für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Ausbildern und Auszubildenden im Friseurhandwerk


„Meine beiden Auszubildenden sind am ersten Tag ihrer Lehrzeit direkt zu spät gekommen – Habe sie nach Hause geschickt und die Lehrverträge zerrissen!“  so das Statement eines Friseurunternehmers in Facebook.

Von: Stark, richtig so – bis hin zu unmöglich und unverständlich, könnten die Kommentare kaum gegensätzlicher sein.
Da wird die Generation Z. als arbeitsscheu und respektlos verurteilt.
Es zeigt sich, dass die Einstellung zu Arbeit und Beruf zwischen den Generationen kaum unterschiedlicher sein kann.

Fakt ist, die Generation Z ist anders großgeworden.
Elternhaus, Schule, Kirch haben in der Erziehung an Einfluss verloren. Soziale Medien und Internet sind an der Persönlichkeitsentwicklung stark beteiligt. Eine Entwicklung, die ebenso normal wie absehbar war. Die Älteren unter uns sind noch in einem Wertesystem des Gehorsams und der Unterordnung aufgewachsen, heute sind Selbstverwirklichung und Authentizität angesagt.
Begriffe wie Orientierungsvakuum, Werteverlust bis hin zum Wertewandel beschreiben diesen gesellschaftlichen Wandel.

Wertevermittlung in der Familie ist inzwischen Rarität geworden und findet kaum noch statt. Es mangelt zum Teil sogar an bisherigen Grundprinzipien. Schon vor Jahren wurden Seminare organisiert, um Berufseinsteigern Grundsätze der Höflichkeit zu vermitteln.

Junge Menschen, die gerade dabei sind, sich zu finden und auszuprobieren, den Sinn von Werten nicht mehr kennen oder schätzen - auf der anderen Seite eine ältere Generation mit der Prämisse „Das war schon immer so!“  bis hin zu „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“.

Wie soll das funktionieren?

Wir sollten als erstes klären wie und auf Basis welcher Werteorientierung wir zusammenarbeiten wollen!  


„Eine gute Zusammenarbeit zwischen den Generationen ist nur auf Grundlage einer gemeinsamen Werteorientierung möglich!“
so das vorliegende Ergebnis einer Studie der Commerzbank zu diesem Thema. Auch der, unter Mitwirkung der EU entstandene Kodex für Friseure in Europa, hat nichts anderes zum Ziel. Wir müssen einen Konsens finden, eine gesellschaftliche Entwicklung können auch wir nicht aufhalten und nebenbei bemerkt, im Nachwuchsbereich sieht es mehr als düster aus!


Gemeint ist eine Prognose von Ramin Dell, welche derzeit heiß diskutiert wird:

„…  2026 haben wir 3000 Gesellen und auf der anderen Seite 50.000 Friseursalons die noch dringender als heute Mitarbeiter suchen. Das bedeutet, nur 6% der Salons die Mitarbeiter suchen, werden einen bekommen. Die anderen 94% leider nicht.“ so Ramin Dell in einem Facebook Statement.

Also müssen wir den Weg gehen, mit den angehenden Friseuren/innen erst einmal reden und uns auf bestimmte Werte und Tugenden, die wir im Salon leben wollen, einigen. Wir müssen sagen, was wir wollen! Auch Pünktlichkeit ist eine Tugend, das haben so einige nie gelernt!  

Unter dem Motto “Wer macht Morgen?“ startete die Friseurinnung Düsseldorf kürzlich eine Ausbildungsoffensive und hat Ausbildungsbetrieben, die gut und qualifiziert ausbilden wollen, Unterstützung zugesagt.

"Wichtig ist es auch, Leitlinien für eine Ausbildung zu finden. Hierbei ist nicht nur der Ausbildungsrahmenplan gemeint. Besonders die „weichen Erfolgsfaktoren“ sind, ebenso wie die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, von immenser Wichtigkeit!" so die Obermeisterin Monika Schmitter. 

Aus diesem Grund hat die Friseurinnung Düsseldorf den, unter Mitwirkung der EU entstandenen Kodex für Friseure in Europa, als Vorbild genommen. In Zusammenarbeit mit der Wertegemeinschaft „Der faire Salon“ wurden Leitlinien für Ausbilder und Auszubildende im Friseurhandwerk fixiert und sollen künftig den Ausbildungsverträgen als Anlage beigefügt werden.

 

Start: Bild Gerd Altmann / Pixabay

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