STERN TV ... mal wieder
Ein Team von STERN TV drehte Mitte September bei uns im FIGARO.
„Guten Tag, hier ist Franziska K. von STERN TV“, tönte es aus dem Telefonhörer. “Herr Krombholz, wir planen eine Sendung über Berufe, in denen schlecht verdient wird. Könnten Sie uns einige Friseurinnen vermitteln, die in unsere Sendung passen würden?“
Dieser Moment erinnerte mich an eine gute Zusammenarbeit in den Jahren 2011/2012 mit dem STERN Magazin und STERN TV, der WELT und NTV, als es um Lohndumping, unwürdige Arbeitsumstände und durch Steuerbetrug subventionierte Friseurpreise ging. Hier hatten wir intensive Hintergrundarbeit geleistet.
Das gehört allerdings der Vergangenheit an. Zwar gibt es immer noch sehr viele schlecht bezahlte Arbeitsverhältnisse in unserem Handwerk, diese aber vorwiegend in der unteren Preisschiene. Zugleich hat sich der Lohn für Auszubildende fast verdoppelt. In unserer Wertegemeinschaft „Der faire Salon“ verpflichten sich die Unternehmen mindestens rechtlich konform zu entlohnen. In Einzelfällen verzeichnen wir sogar Monatslöhne, die auch die 3000 € Grenze überschreiten.
„Nein!“, so meine Antwort „das möchte ich nicht. Wir brauchen keine schlechte Berichterstattung mehr, denn in der Realität hat sich vieles gewandelt. Auch zum Nachteil, denn auch aufgrund des schlechten Images haben wir 50 % weniger Berufseinsteiger und damit große Nachwuchssorgen! Mir wäre es wichtiger einmal erläutern zu dürfen, warum das so ist!“
Nach einigem hin und her in den Redaktionskonferenzen kam dann das Okay. Ein Team von STERN TV drehte Mitte September bei uns im FIGARO. Unser neuestes Teammitglied Didem, wie auch ich als Chef, kamen zu Wort.
In der Sendung selber zeigte der Einspieler, wie die Friseurbranche zum Teil noch ist. Mitarbeiter an der Armutsgrenze, viele Mitarbeiter im Niedriglohnbereich, der mit 92 Prozent bei den Friseuren besonders hoch ist. Leider ist es so, dass solche Trailer Aufmerksamkeit erregen sollen. Diese erreicht man nicht mit positiven Beispielen.
Allerdings enthielt der Wortlaut des Films einen redaktionellen Fehler betreffs des Lohns von Didem, der dann auch schnell klargestellt werden konnte. 1.600 € Grundlohn sind richtig, allerdings für eine vier Tage Woche. Der Stundenlohn beträgt auch nicht 10,50 € sondern 12,50 € mit Option nach oben, so dass auch 16,- oder 17,- € möglich sind.
Ohnehin hat sich viel getan, seitdem wir vor zehn Jahren mit Stern TV zusammengearbeitet haben. Damals haben wir uns über Stundenlöhne in Höhe von fünf oder sechs Euro unterhalten. Das sieht heute gänzlich anders aus.
Nun war es eine Sendung, die das Thema Lohngerechtigkeit zum Thema hatte, nicht nur auf das Friseurhandwerk ausgerichtet. Trotzdem war es mir wichtig, wenigstens etwas Licht in das Dunkel zu bringen, warum das Friseurhandwerk immer wieder am unteren Ende der Lohnskala steht.
So konnte ich den Zuschauern vermitteln, dass:
die Löhne im Friseurhandwerk in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind.
Dass es doppelt so viele Betriebe wie vor 20 Jahren gibt - mit allen Konsequenzen.
Dass Endverbraucher 10 Euro Preise im Kopf haben und sich über faire Preise wundern.
Das der Friseur ¾ seiner Einnahmen allein für Personal, Umsatzsteuer, Material aufwenden muss.
Dem Unternehmer brutto nur 10-15 % der Einnahme als Gewinn verbleiben
Rund 80 % der Friseurunternehmer über einen Jahresumsatz 125.000 € nicht hinauskommen und bei 10-15 % Gewinn auch keine Möglichkeit für höhere Mitarbeiter Löhne haben.
Offensichtlich waren das Punkte, die bei den Zuschauern als ehrlich und authentisch gewertet wurden und für Interesse sorgten. Von der Regie bekamen wir die Info, dass nach unseren Statements, die Aktivität im Gehaltsrechnertool massiv nach oben schnellte. Ebenfalls nach oben bewegte sich die Zuschauer Meinung im zugebilligten Lohn im Friseurhandwerk. Der Durchschnittslohn von 1.813 € stand zur Debatte. Die Zuschauer korrigierten Diesen mit 29,6% deutlich nach oben.
Natürlich bringt das erst einmal nicht einen Euro mehr in unsere Kassen und auch nicht in die Lohnabrechnungen unserer Mitarbeiter. Die Zuschauerresonanz zeigt aber sehr deutlich, wie nötig es ist, den Endverbrauchern solche Dinge transparent zu machen.